Die SEYDEL

"Nonslider" Chromatic


 

Was ist der Hauptunterschied im Sound von chromatischer und Richter-Mundharmonika?

Oder anders gefragt, warum erkennt man sofort, welche von den beiden Harmonikas auf einer Aufnahme spielt?

 

Es ist die verschiedene Art des Bendings, die den Unterschied macht.

Technisch gesehen, sind beide Harmonikas verschieden aufgebaut: Bei einer Richter-Mundharmonika befinden sich zwei Stimmzungen in einen Kanal, die beide zusammen schwingen können. Bei der Chromatischen sind es zwar auch zwei Stimmzungen in einem Kanal, aber die eine ist immer durch ein Ventil abgedeckt, so dass beide nicht zusammen schwingen können.

 

Der typische Bluesharp-Sound ist, dass man gern die Töne von unten anspielt, mittels Bending. Dabei schwingen beide Stimmzungen zusammen. Beim Bending auf der Chromatischen spielt man nur eine Stimmzunge, die sich sehr schwer von unten anspielen läßt. 

 

 

 

Ich glaube, dass ich bei Aufnahmen von Larry Adler gehört habe wie er Töne von unten anspielt. Bei Toots Thielemans kann man ganz gut hören, wie er den Ton gerade anspielt und dann 'runterbiegt.

 

Als Bluesharpspieler, der nur manchmal die Chromatische einsetzt, habe ich mir immer ein Instrument gewünscht, bei dem sich die Töne biegen lassen wie auf einer Harp.

So ein Instrument liegt nun vor: die erste Chromatik ohne Schieber, die „Nonslider“ Chromatic von SEYDEL. 

 

Allerdings mit zwei Wermutstropfen, einerseits muss man eine ganz neue Technik erlernen, kippen statt Schieber drücken und anderseits lassen sich natürlich nicht alle Töne biegen.

 

Wie bei einer Harp, lässt sich bei der Nonslider Chromatic immer der höhere Ton im Kanal herunterbiegen. Damit sind wir wieder bei einem etwas begrenzten Instrument. In manchen Tonarten läßt sich das Bending besser einsetzen, als in anderen.

 

12-Kanal Chromatik in C: Die markierten Töne lassen sich herrunterbiegen

 

 

Das Spiel auf der oberen Reihe, das dem Spiel in Schieber-raus Stellung entspricht, ging für mich ziemlich einfach, da ich zu den Leuten gehöre, die beim Spitzenmundspiel die Harp vorne nach unten kippen, und hauptsächlich mit der Unterlippe spielen, während die Unterlippe auf dem Deckel liegt.

Das Spiel auf der unteren Reihe war für mich sehr gewöhnungsbedürftig, ebenso das Lernen des exakten Kippens. Ich habe deswegen mit Melodien angefangen, bei denen ich die untere Reihe nicht oder kaum brauche. 

 

Kippen anstatt Schieber drücken

 

 Irische Melodien eignen sich oft dafür, etwas „bluesig“ gespielt zu werden. Ich habe „Foggy Dew“ probiert, und versucht mittels Bending die Töne von unten anzuspielen. Es kam wesentlich „bluesiger“ heraus, als auf einer normalen Chromatik.

Das „von unten“ Anspielen der Töne ist vor allem in den verschiednen Arten der Volksmusik sehr beliebt. Nicht bloß in Amerika, man denke nur an die Hillbilly-Fiddle oder eine japanische Flöte, auch in unserer Volksmusik wird das gemacht, wenn das Instrument die Technik ermöglicht.

Leute die hauptsächlich klassische Musik hören, werden diese Art die Töne anzuspielen kaum kennen. Dass unsere klassischen Komponisten den Effekt nicht verwendet haben, liegt wahrscheinlich daran, dass dieser sich der exakten Notation mit unserem Noten-System entzieht. In Jazz und natürlich im Blues ist dieser Effekt unverzichtbar.

 

 

Beispiel 1 - C

Nehmen wir als Beispiel Duke Ellington wunderschöne Melodie „In a sentimental mood“. Die Melodie beginnt mit einem Lauf unter Verwendung der Dur-Pentatonik und endet auf der None (dem 9. Ton der Tonleiter). 

Frage: Wie soll man diesem letzten Ton anders anspielen als von unten. Probiert es aus!

Endlich gibt es eine Chromatik auf der man das machen kann!

Das Stück geht gut in C. Man muss nur einmal auf die untere Reihe wechseln.

Auch drei weitere Töne lassne sich dabei von unten anspielen. Die Pfeile sollen die Bendingmöglichkeiten darstellen. 

 

 

Beispiel 2 - G

Es geht auch gut in G.

 

 

Beispiel 3 - F

Interessant ist die Melodie auch in F. Allerdings kann man den Ton aus dem vorigen Beispiel nicht von unten anspielen. Aber F scheint eine sehr interessante Tonart auf der Slideless zu sein, da man alle 3 Akkordtöne, F, A und C biegen kann. Damit ist es möglich die Bluesterz zu spielen die ja irgendwo zwischen dem A und Ab liegt.

 

 

Beispiel 4 - C

Im 4 Takt der Melodie kommt eine Stelle bei der man ganz gut die Möglichkeiten der Nonslider Chromatic sieht. Wenn man in C spielt braucht man ein Eb, das man auf der unteren Reihe bekommt. 

 

 

Beispiel 5 - G

Auch in G muss man einmal auf die untere Reihe wechseln.

 

 

Beispiel 6 - F

Jetzt wirds interessant: Spielt man in F hat man zwei verschiedene Möglichkeiten das Ab zu bekommen das man hier braucht. Kippen oder das A zum Ab herunterbiegen.

Um die saubere Intonation zu lernen, kann man sich hier immer gut den Ton vorspielen den man treffen will. Nach einiger Zeit fand ich das Spiel mit Bending einfacher als mit Kippen.

 

Dummerweise habe ich mir die Slideless Chromatic Low-C bestellt, das entspricht den drei unteren Oktaven einer 16 Loch, Chromatik.

Auf den unteren 4 Kanälen sind Ventile eingebaut und mit meinen bisherigen Bending-Fähigkeiten konnte ich aber nur in der oberen Oktave etwas ausrichten. Deswegen werde ich mir in den anderen Tonarten keine Low-Stimmung mehr bestellen.

 

Die Idee, den Schieber abzunehmen ist nicht neu. Ich selbst habe das schon mal für bestimmte Effekte eingesetzt. Aber richtiges Spielen war fast unmöglich. Mit dem neuen Mundstück für die SEYDEL Deluxe Steel ist es jetzt einfacher geworden.

Ich freue mich immer über den Ideenreichtum den die kleine Firma im Erzgebirge mit ihren Erfindungen an den Tag legt.

 

Preis: 210,- €

 

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 Kamyar Bayat spielet "Summertime" auf der Sydel "Nonslider"