HOHNER bietet in seinem Sortiment auch verschiedene Werkzeugsätze zur Reparatur von Mundharmonikas an.
Die beim "kleinen" Werkzeugset, den "Hohner Service Kit" beiliegende Anleitung stellt einen guten Schnellkurs.
Vielen Dank an Werner Grassinger von Musik-Meyer für die Genehmigung zum Abdruck (aus HARMONICA-PLAYER No. 15).
Die Fotos stammen größtenteils aus eigener Herstellung!
Mundharmonika-Reparatur
Das Reparieren und Stimmen von Mundharmonikas verlangt ein gewisses Fingerspitzengefübl und handwerkliches Geschick, das erstmal angeeignet werden muss. Als Anfänger raten wir Ihnen deshalb dringend dazu, erste Reparaturversuche an einem älteren Instrument vorzunehmen. Insbesondere die Stimmzungen sind sehr empfindlich und können bei einem unsachgemäßen Stimmversuch beschädigt werden. HOHNER empfiehlt Ihnen daher im Zweifelsfall, Ihre Mundharmonika an einen autorisierten Service-Stützpunkt oder direkt an unsere Service-Abteilung einzusenden.
INHALT des HOHNER Service-Kits
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1. Spezieller Stimmkratzer
2. Feine Stimmfeile
3. Hakenwerkzeug (Angel)
für das Anheben von Blasstimmzungen
4. Lösblättchen mit Zungen-Zentrierschlüssel
5. Kombinierter Schraubendreher ( Schlitz / Kreuzschlitz )
6. Tube Hohner Ventilkleber
7. Satz Hohner Ersatzventile
8. Fläschchen Silikon
NACHSTIMMEN VON STIMMZUNGEN
Mundharmonikastimmzungen sind Verschleißteile, die nach einer gewissen Spielzeit Abnutzungserscheinungen zeigen können, in dem sich ihre Tonhöhe nach unten verändern (tiefer werden). Stimmzungen, die dumpf oder deutlich zu tief klingen (über 1/4 Ton tiefer) sind sehr wahrscheinlich angebrochen. Man kann dies durch ein leichtes Anzupfen an der Zungenspitze mit dem Lösblattchen feststellen. Eine intakte Stimmzunge klingt etwas nach ein defekte Stimmzunge nicht. Bitte wenden Sie sich in solchen Fällen an einen autorisierten Service-Stützpunkt oder direkt an die Hohner Service Abteilung.
Geringe Frequenzabweichungen (weniger als 1/4 Ton) können aber leicht mit der unten beschriebenen Methode korrigiert werden. Sie haben auch die Möglichkeit, Ihre Mundharmonika nach verschiedenen Temperierungen / Systemen / Tabellen umzustimmen (12 TET, Just Intonation, usw.) oder sogar spezielle Stimmungen verwenden (Country, natürlich Moll, harmonisch Moll, Paddy Richter, usw.).
ZIEHTÖNE STIMMEN
(äußere Stimmzungen)
Diese Stimmzungen sind am leichtesten nachzustimmen, da sie an der Außenseite der jeweiligen Stimmplatte fixiert (genietet) sind.
Um die Tonhöhe anzuheben (höher stimmen), schiebt man das Lösblättchen (4) unter das vordere / freie Ende der Stimmzunge (B) und feilt (2) vorsichtig in Längsrichtung ein wenig von der Spitze ab (C).
Um die Tonhöhe zu verringern (tiefer stimmen), benutzt man den Stimmkratzer (1). Hierzu kratzt man vorsichtig in Längsrichtung am anderen / hinteren Ende der Stimmzunge, also direkt vor der Niete (D). Man kann hierfür auch die Stimmfeile nehmen.
Wir empfehlen aber den Einsatz des Stimmkratztz des Stimmkratzers (1). Um die Position der Stimmzunge nicht zu verändern, wird auch hier das Lösblättchen (4) unter das vordere / freie Ende der Stimmzunge geschoben (D).
Achtung: es ist wichtig, dass die Stimmzunge auf keinem Fall in den Stimmplattenschlitz hinein gedrückt wird.
BLASTÖNE STIMMEN
(innere Stimmzungen)
Um die Tonhöhe anzuheben, drückt man vorsichtig die Spitze der Zunge mit der Angel (3) vom Inneren der Kanzelle / Anblasöffnung durch den Schlitz (E), so dass man wiederum das Lösblättchen (4) darunter schieben kann (F). Dann feilt man (2), wie auch bei den Ziehzungen, vorsichtig etwas von der Spitze ab. (G)
Um die Tonhöhe zu verringern, muss man die Zunge mit dem Kratzer (1) in Längsrichtung direkt vor der Niete etwas ankratzen (H). Dabei nicht zu stark drücken um die Stimmzunge nicht zu verbiegen. Sie können die Stimmzunge auch durch die Kanzelle / Anblasöffnung mit der Angel (3) unter-/abstützen. Um innere Stimmzungen der XB-40 Mundharmonikas zu stimmen, muss man die Platten abbauen.
Feilen Sie am Anfang äußerst vorsichtig (wenig Materialabtrag). Obwohl man natürlich nach Gehör stimmen kann, ist ein exaktes Ergebnis am besten mit einem elektronischen Stimmgerät zu erzielen. Wir empfehlen, mit einem konstanten, mittleren Luftdruck zu arbeiten. Es ist auch ratsam, die verschiedenen Oktavtöne (bei diatonischen Modellen, z. B. die Blastöne in den Kanälen 3 und 6) gleich zu stimmen, so dass keine Schwebetöne zu hören sind, wenn beide Oktavtöne zusammen angespielt werden.
Es ist auch möglich ausgebaute Stimmplatten zu stimmen. Folgen Sie dabei den Anweisungen für äußere Stimmzungen (Ziehtöne). Bitte beachten Sie, dass die endgültige Stimmung erst geprüft werden kann, wenn das Instrument wieder zusammengebaut ist.
AUSRICHTEN VON STIMMZUNGEN,
ENTFERNUNG VON GRATEN
Damit eine Stimmzunge ihren vollen Klang erzielen kann, muss sie exakt mittig im entsprechenden Stimmplatten-schlitz zentriert sein. Sollte während dem Spielen ein metallisch klirrender Ton zu hören sein, ist die Stimmzunge wahrscheinlich etwas schräg im Schlitz fixiert und streift dadurch am Stimmplattenrand.
Dies kann, z. B., durch einen Stoß oder Fall oder versehentlich während des Stimmens bzw. beim Einstellen der Stimmzungen entstehen.
Da der Luftspalt zwischen Zunge und Schlitz nur einige Tausendstel Millimeter beträgt, führt bereits eine winzige Verschiebung der Zunge zu einer Seite oder auch eine Gratbildung, die durch das Feilen / Stimmen verursacht wurde, zum Blockieren einer Stimmzunge (I).
Diese Fehler können, i. d. R., durch vorsichtiges Zentrieren der Stimmzunge mit dem Zentrierschlüssel (4) behoben werden (J). Er wird wie ein normaler Schraubenschlüssel angewendet.
Um Grate zu entfernen, feilt man vorsichtig an der Seite oder Spitze der Zunge entlang.
Zur Kontrolle hält man danach am besten Zunge.
und Schlitz gegen eine weiche Lichtquelle, wie z. B. einen weißen Computerbildschirm oder Leuchttisch. Diese Methode ist sehr nützlich, um festzustellen ob eine Stimmzunge richtig zentriert ist (K).
LÖSABSTAND EINSTELLEN
Die leichte Ansprache der einzelnen Stimmzungen hängt sehr stark von ihrer individuellen Einstellung auf der stimmplatte ab. Der Höhenabstand zwischen der Stimmzunge und dem Stimmplattenschlitz nennt man Lösabstand. Es ist möglich, den Lösabstand auf Ihre Spielweise einzusteer Stimmzunge (L).
Als Faustregel gilt: Der Lösabstand an der Zungenspitze entspricht ungefähr deren Materialstärke / Zungenstärke (M).
Heben Sie die Stimmzunge vorsichtig mit dem Lösblättchen (4) an und halten Sie einen Finger als Unterstützung auf der oberen Seite der Stimmzunge.
Hier ist etwas Fingerspitzengefühl nötig, um die Federkraft der Zunge richtig einschätzen zu können. Vermeiden Sie es, die Zungenmitte in den Schlitz zu drücken, da dies die Ansprache einschränken kann.
Nach jeder Zungenjustierung muss die Stimmzunge mit dem Lösplättchen mehrmals vorsichtig angezapft werden. Sie findet hierdurch ihre neue Ruhestellung.
Für kräftiges und lautes Spiel (elektrischen Blues, Rock, perkussives Spielen) ist ein höherer / größerer Lösabstand am besten.
Für eine weichere Spielweise mit leichtem Ansatz (Jazz, Melodien, Overblows/draws) sind geringere Lösabstände geeigneter. Ist der Lösabstand zu klein oder liegt die Stimmzunge sogar flach im Schlitz, wird sie üblicherweise klemmen (N). Ist der Abstand zu groß, braucht man zuviel Luft und Ansprache sowie Verhalten bei Overblows/draws sind unbefriedigend (O).
Hohner Mundharmonikas werden im Werk so eingestellt, dass die Ansprache bei normaler Spieltechnik gut und gleichmäßig ist, ohne dass die Stimmzungen blockieren (M).
ZUSÄTZLICHE INFORMATION
FÜR CHROMATIC & XB-40-SPIELER
Zusätzlicher Inhalt im HOHNER Service-Kit
1. Fläschchen Silikonöl zum Schmieren des Schiebers
bitte äußerst sparsam benutzen, da es die Ventile
verkleben kann.
2. Tube Hohner Ventilkleber (6)
3. Satz Hohner Ersatzventile (7)
Das Stimmen von Chromonica-Stimmzungen erfolgt auf die gleiche Art wie bei diatonischen Mundharmonikas. Allerdings spielen die Ventile hier eine wichtige Rolle. Ventile (P1, 7) sind Kunststoffblättchen die den Schlitz der nicht angespielten Zunge automatisch verschließen, um einen übermäßigen Luftverlust zu vermeiden. Diese Verschleißteile müssen von Zeit zu Zeit ausgetauscht werden.
Vor jedem Stimmen muss schon ein intaktes Ventil aufgeklebt sein, da das nachträgliche Anbringen eines Ventils die Töne nach unten verstimmen kann.
Schnarrende Nebengeräusche werden durch verbrauchte und verklebte Ventile verursacht. Sie müssen ausgewechselt werden:
1. Altes Ventil sowie Klebstoffreste entfernen. Sie
können die künftige Klebestelle mit dem Stimmkratzer
(1) etwas aufrauen (bessere Haftung des Ventils).
2. Ein wenig Klebstoff (6) in die punktförmige Vertiefung
auf der rauen Unterseite des Ventils geben (P2) und
Ventil mit der Vertiefung auf den Niet legen (leicht
andrücken).
3. Mindestens 1 Stunde trocknen lassen bevor gespielt
oder gestimmt wird.
Es ist darauf zu achten, dass alle Ventile nur ungefähr 0,5 mm länger sind als der eigentliche Stimmplattenschlitz, da sie sonst während dem Spielen zum Ankleben auf der Stimmplatte neigen (mit einer Schere entsprechend kürzen). Verwenden Sie nur so viel Klebstoff (6), wie unbedingt erforderlich ist, um ein Verkleben der Stimmzungen zu vermeiden. Aufgeklebte Ventile müssen völlig plan liegen.
ACHTUNG!
Weder Hohner noch Didi Neumann haften für eventuelle Schäden, die durch den Gebrauch dieses Reparatursets entstehen können.
Es empfiehlt sich zuerst an schon kaputten Harps zu üben, bzw. sich dafür eine Billigharp zuzulegen!
Weitere Reparatursets
von anderen Herstellern
Lee Oskar Toolset
Werkeug zur Reparatur von diatonischen Harps.
INHALT: 1 Kreuzschraubendreher, 2 Flächenkratzer, 1 Stimmplättchen, 1 Werkzeug zum Zungendrehen, 1 Feile, 1 Werkzeug zum Zungenherausholen, 1 gute Anleitung (engl.)
HPMO Bst.Nr.: 0731
Hering Maintance Kit
Werkeug zur Reparatur diatonischer Harps von Hering. Enthält im Gegensatz zu den anderen Werkzeugsätzen auch Werkzeug zum Aus- und Einnieten von Stimmzungen, sowie Hering-Ersatstimmzungen.
INHALT: 1 Kreuzschraubendreher, 1 Flächenkratzer, 1 Stimmplättchen, 1 Werkzeug zum Zungendrehen, 1 Feile, 1 Werkzeug zum Zungenherausholen, 1Ausnieter, 1 Einnieter, 1 Miniambos, etwa 20 Stimmzungen, 1 Stück Nietdraht, im stabilen schwarzen Etui ähnlich einem Federmäppchen
HPMO Bst.Nr.: 2726
Seydel Toolset Basic
HPMO Bst.Nr.: 6137
Seydel Toolkit 1 Tuning
HPMO Bst.Nr.:6152
Oder möchten Sie sich Ihre Mundharmonika reparieren lassen oder sich vielleicht sogar eine nach Ihren Bedürfnissen bauen lassen?
Hier finden Sie Tipps zur Reparatur sowie eine Liste von Service-Adressen und Technikern.
Die Bilder können per Klick vergrößert werden!
Hohner Service-Kit
TEXT ZUR ÜBERNAHME: Didi Neumann Verlag - Agnes-Bernauer-Straße 256 - 81241 München - 0179 7829 424 - didi_neumann@me.com - www.didi-neumann.de